Franz Poppe

Blumen in der Schule

In dumpfer Schule sitzen kleine Mädchen;
da draußen lacht der Frühling, weit und breit;
die Vögel singen und die Blumen blühen,
die Erd’ ist eine Braut im Hochzeitskleid.

O Frühling, mit den grünen Rebensprossen
schlägst du ans Fenster, und dein Sonnenschein,
er spielt im Schulstaub; doch du pochst vergebens,
nur leise ruft das Kinderherz: Herein!

Und dennoch weißt du heimlich einzuschleichen:
Ein Wohlgeruch weht durch die schwüle Luft,
als käme er von Veilchen und Narzissen,
als wär’s von Birkenlaub ein frischer Duft.

Die Kinder haben dich hereingetragen
in Blumensträußen, heimlich, ungesehn;
die liegen duftend unterm staub’gen Tische;
liebst du die Kinder, laß es still geschehn!

O, dulde Blumen in den dunklen Räumen,
weis’ ihnen nicht die Tür mit barschem Wort!
Wenn Du die Blumen aus der Schule weisest,
treibst du die Liebe und den Frühling fort.

Des Kindes Herz ist auch wie eine Blume;
es sehnt sich nach des Frühlings Sonnenschein.
Soll es erblühn, der Welt und Gott zur Freude,
so muß das Lehrerherz die Sonne sein.

(eingesandt von Krino Hoogestraat: Krino.Hoogestraat@t-online.de)


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